Begegnung in Kopenhagen
Jewgeni Jewtuschenko
Wir saßen in Kopenhagen fest, im Flughafenrestaurant.
Wir tranken Kaffee, und das über Gebühr.
Es war alles: Komfort.
First class.
Eleganz.
Kurz gesagt: Stinkvornehm war's hier.
Und dann sahen wir ihn,
jenen stämmigen Alten,
im einfachen grünen Anaorak.
Mit einem Gesicht, vom Salzwind gegerbt,
so kam er,
nein, kam nicht,
so brach er herein,
furchte er achtlos den Strom der Touristen.
Er trug
sein Ledergesicht
durch die Menge.
Er ging,
als käm er vom Steuerrad eben,
und mit einem Bart
wie Meerschaum so weiß.
Offen den Krage des groben Hemdes,
so steuerte er die Chromtheke an.
Dort wies er ab, was man ihm bot:
Wermut und Pernod,
verlangte er Wodka, echt russischer Art,
und, knappe Bewegung der Hand:
Soda no ....
Hände warn das mit Kratzern
und Schrammen,
und Schuhe, laut aufsetzend bei jedem Schritt,
und Hosen, speckig und ölverschmiert.
Und doch: Er war eleganter als das,
was hier rumsaß,
gespreizt und geziert.
Unter ihm schien sich die Erde zu biegen,
so schwer schritt er über sie hin.
Hinter mir flüsterte kichernd ein Pärchen:
"Guck,
der sieht aus wie der Hemmingway!"
Er aber ging,
mit dem Gang eines Fischers,
der sicher und fest
über Planken geht.
Grob und massig ging er,
wie gehaun aus Granit,
ging, wie man durch Kugeln geht,
und durch Tage und
Jahre,
ging, wie im Schützengraben, vornübergebeugt,
unaufhaltsam ging er, wie sonst keiner geht.
... Und erst viel später
hab ich erfahren,
der Alte,
das war Hemmingway!